Übersicht Bohrerarten

Welcher Bohrer eignet sich für welches Material?

Mit Hilfe von Bohrern können unterschiedliche Bohrungen in eine Vielzahl von Materialien hergestellt werden.


Die bekanntesten Bohrerarten sind:

  • Metallbohrer
  • Holzbohrer
  • Stein-/Betonbohrer

Metallbohrer

Aufgrund der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten gibt es verschiedene Metallbohrer. Untenstehend eine Auswahl an Bohrerarten, die häufig in der Metallbearbeitung eingesetzt werden.

Spiralbohrer

Spiralbohrer zählen zu den am häufigsten verwendeten Werkzeugen beim Bohren. Ausschlaggebend bei Spiralbohrern ist der Drallwinkel (Bild 2). Hierbei handelt es sich um den Winkel zwischen der Spannut und der Bohrerachse. Der richtige Drallwinkel des Bohrers ist die Grundlage, um den richtigen Werkstoff bearbeiten zu können, denn es gilt: Je härter der Werkstoff, desto kleiner sollte der Drallwinkel sein. Bei den Spiralbohrern gibt es drei genormte Bohrertypen:

  • Typ W
  • Typ N
  • Typ H

Wenn das Werkstück die Wärme beim Bohren schlecht ableitet, sollte ein kleinerer Spitzenwinkel ausgewählt werden.



  Typ W Typ N Typ H
Geeignet für

Weiche Werkstoffe

(Kupfer, Aluminium, Kunststoffe)

Normalharte Werkstoffe

(Stahl, Stahlguss bis zu 400-700 N/mm2)

Harte, zähe, spröde Werkstoffe

(Hartkunststoffe, Messing, Stahl über 1200 N/mm2)

Drallwinkel 35° bis 40° 16° bis 30° 10° bis 13°
Spitzenwinkel 130° 118°, 135° 80°, 118°, 135°
Spiralbohrer nachschleifen

Stahlbohrer lassen sich an einem Schleifbock oder an einer Bandschleifmaschine nachschärfen. Dazu ist neben dem richtigen Spitzenwinkel, der mit einem Winkelmesser (Bild 1) oder einer Schleiflehre (Bild 2) ermittelt und geprüft werden kann, auch ein vernünftiger Hinterschliff wichtig. Beachten Sie folgende Tipps, um beliebte Schleiffehler zu vermeiden:

  • Bearbeiten Sie ggf. die Schleifscheibe mit einem Diamantabrichter (Bild 3), damit diese eben, sauber und scharf genug ist, um den Bohrer bestmöglich zu schärfen.
  • Hinter der Schneide muss die Fläche nach unten geschliffen werden (Bild 4), so dass die Schneide selbst die höchste Stelle ist (Hinterschliff [Bild 5]). Andernfalls drückt der Bohrer und schneidet nicht.
  • Beide Schneiden müssen gleich lang sein. Ist dies nicht der Fall, ist die Spitze außermittig und das Bohrloch wird größer. Zudem verschleißt der Bohrer schneller, da die längere Schneide mehr im Eingriff ist.
  • Ungleiche Schneidwinkel verursachen einen höheren Verschleiß. Während nur die Schneide mit dem flacheren Winkel im Eingriff ist, halbiert sich die Standzeit und die Bohrleistung.

Beachten Sie, dass nur unbeschichtete Bohrer nachgeschliffen werden sollten.

Kernbohrer

Mit Kernbohrern können ohne Vorbohren passgenaue Löcher gebohrt werden. Die Besonderheit bei dieser Bohrerart ist, dass der Bohrkern innerhalb der Bohrkrone stehen bleibt und nur ein schmaler Ring zerspant wird. Somit tritt am Bohrwerkzeug weniger Verschleiß auf und es ist ein schnellerer Vortrieb möglich. Der stehenbleibende Bohrkern wird durch einen Auswerfstift ausgedrückt. Kernbohrer können mit herkömmlichen Bohrmaschinen und mit Magnetbohrmaschinen verwendet werden.


Stufenbohrer

Stufenbohrer eignen sich für grat- und rattermarkenfreies Bohren und Aufreiben von Blechen, Rohren und Profilen. Durch die unterschiedlich großen Stufen des Bohrers können verschiedene Durchmesser erzielt werden. Stufenbohrer sind vor allem im Metallbau und im KFZ-Bereich vertreten und können in Hand- oder Ständerbohrmaschinen eingesetzt werden. Zudem sollte bei der Verwendung von Stufenbohrern vorgebohrt werden.


Zentrierbohrer

Diese Art von Bohrern wird verwendet, um einen Zentrierpunkt an Werkstücken herzustellen. Durch diese Zentrierbohrung kann zum Beispiel eine Körnerspitze zum Stützen des Werkstücks über den Reitstock einer Drehmaschine eingesetzt werden. Auch zum Vorbohren kann ein Zentrierbohrer verwendet werden. Bedingt durch die klein dimensionierte Zentrierspitze des Bohrers treten beim Anbohren eines Werkstücks geringe Radialkräfte und Reaktionskräfte durch den Span auf. Dies vermindert ein "Verlaufen" des Bohrers, wodurch die Positionsgenauigkeit der herzustellenden Bohrung deutlich verbessert wird. Zentrierbohrer sind besonders kurz und haben ein abgestuftes Profil, welches ganz vorne eine zusätzliche Zentrierspitze aufweist. Der Durchmesser dieser Spitze ist zugleich der Nenndurchmesser des Zentrierbohrers.


Vergleich Bohrerarten für Metall

  Spiralbohrer Kernbohrer Stufenbohrer Zentrierbohrer
Einsatzgebiet  ➤ eignen sich aufgrund ihrer Geometrie besonders zur Bearbeitung von Metall ➤ eignen sich besonders für Durchgangsbohrungen mit größerem Durchmesser ➤ eignen sich für grat- und rattermarkenfreies Bohren und Aufreiben von Blechen, Rohren und Profilen ➤ eignen sich zum Herstellen von Zentrierbohrungen an Werkstücken 

Beschichtungen

Durch spezielle Beschichtungen können Metallbohrer für die Bearbeitung von unterschiedlich harten Werkstoffen verwendet werden.


Mögliche Beschichtungen:

  • TiN-beschichtet (Titan, Stickstoff)
  • TiAlN-beschichtet (Titan, Aluminium, Stickstoff)
  • AlTiN-beschichtet (Aluminium, Titan, Stickstoff)
  • AlTiSiN-beschichtet (Aluminium, Titan, Silizium, Stickstoff)

Eine kurze Übersicht zu den unterschiedlichen Beschichtungen von Metallbohrern finden Sie in unserem Merkblatt:


  TiN TiAIN AITiN AITiSiN
Bestandteile der Beschichtung Titan, Stickstoff Titan, Aluminium, Stickstoff Aluminium, Titan, Stickstoff Aluminium, Titan, Silizium, Stickstoff

Geeignet für weiche Werkstoffe

(Aluminium, Kunststoffe, Buntmetalle, Messing, Kupfer, Bronze)

+  +  +  
Geeignet für harte Werkstoffe (Edelstahl, Stahl, Titanlegierungen) + ++   ++ +
Geeignet für sehr harte Werkstoffe (z. B. gehärtete, legierte Stahlsorten)   ++
Farbe der Beschichtung Gold Schwarz, Anthrazit  Kupferfarben Kupferfarben

Tipps & Tricks beim Arbeiten mit Metallbohrern

  • Achten Sie darauf Ihr Werkzeug zu kühlen, um die Standzeit zu erhöhen.
  • Schleifen Sie Ihre unbeschichteten Bohrer nach, falls diese etwas stumpf geworden sind.
  • Falls nötig, bearbeiten Sie die Querschneide des Bohrers (Bild 2).
  • Spannen Sie das Werkstück immer in einen Schraubstock (z. B. Bohrmaschinen-Schraubstock) ein, damit dieses optimal gesichert ist.
  • Beachten Sie die richtige Drehzahl pro Bohrer-Art, um die Lebensdauer des Bohrers zu erhöhen. Die Drehzahl-Angaben stehen meistens in einer Tabelle auf der Bohrmaschine.
  • Tragen Sie entsprechende Schutzausrüstung (z. B. Schutzbrille, Haarnetz) und vermeiden Sie Handschuhe, Schmuck und lockere Kleidung.

Ratgeber: Kühlen und Schmieren

Holzbohrer

Im Vergleich zu Metallbohrern haben Holzbohrer eine kleine Zentrierspitze, die verhindert, dass der Bohrer im Holz verläuft. Neben Spiralbohrern für Holz werden folgende Bohrerarten häufig bei der Holzbearbeitung verwendet:

Schlangenbohrer

Schlangenbohrer eignen sich besonders gut für Tieflochbohrungen in Weich- und europäischem Hartholz, wie Buche und Eiche. Für tropische Harthölzer sind sie jedoch nicht geeignet. Der Schlangenbohrer wird auch zum Bohren von Durchgangsbohrungen in Balken und Sparren sowie zum Herstellen von tiefen Sacklöchern verwendet. Bohrer bis zu einem Durchmesser von 20 mm finden ihren Einsatz in Handbohrmaschinen oder kräftigen Akkuschraubern.

Schlangenbohrer sind mit einer Zentrierspitze versehen, wodurch ein sehr genaues Zentrieren des Bohrers möglich wird. Durch ein an der Zentrierspitze befindliches Einzugsgewinde zieht sich der Bohrer zudem in das Holz, sodass beim Bohren weniger Druck ausgeübt werden muss.



Forstnerbohrer

Mit Forstnerbohrern lassen sich saubere und maßhaltige Bohrungen herstellen aufgrund ihrer Zentrierspitze. Diese Bohrerart findet ihren Einsatz z. B. bei der Herstellung von Sacklöchern oder im Möbelbau bei der Anfertigung der Aufnahmebohrungen für Topfscharniere. Auch Astlöcher lassen sich mit Hilfe dieses Bohrertyps einfach und präzise ausbohren.

Forstnerbohrer eignen sich für weiche und mittelharte Holzarten und werden häufig in Ständer- oder Säulenbohrmaschine oder auch handgeführten Bohrmaschinen verwendet.



Lochsägen

Lochsägen sind Aufsätze für Bohrmaschinen mit deren Hilfe unterschiedlich große Bohrungen in Holz erstellt werden können. Typisch für Lochsägen sind die gezahnten Sägeblätter und die Zentrierspitze, die das Bohren in Holz erleichtern.

Lochsägen werden häufig eingesetzt, um Löcher mit großem Durchmesser wie z. B. für Stromdosen in Holz- oder Trockenbauwände zu bohren. Bimetall-Lochsägen können aufgrund ihres Materials nicht nur für weiche bis mittelharte Werkstoffe (Holz), sondern auch für härtere Stoffe wie Stahl und NE-Metalle verwendet werden.



Vergleich Bohrerarten für Holz

  Spiralbohrer Schlangenbohrer Forstnerbohrer Lochsägen
Einsatzgebiet  ➤ Herstellen von kleineren (tiefen) Löchern ➤ Herstellen von tiefen Löchern (z. B. Durchgangsbohrungen, Sacklochbohrungen) ➤ Herstellen von Löchern mit flachem Boden (z. B. Scharnierbohrungen) ➤ Herstellen von Löchern mit großem Durchmesser

Tipps & Tricks beim Arbeiten mit Holzbohrern

  • Wenn Sie mit Spiralbohrern arbeiten, können Sie auch einen Akku-Bohrer verwenden - eine Bohrmaschine ist nicht zwingend notwendig.
  • Achten Sie auf die richtige Drehzahl: je kleiner die Bohrung, desto höher sollte die Drehzahl sein.
  • Um saubere Bohrungen zu erhalten, achten Sie auf die Holzmaserung. In der Regel sollte immer längs im Verlauf der Holzmaserung gebohrt werden.
  • Achten Sie darauf, das Werkstück genügend zu sichern. Dieses kann z. B. mit einer Schraubzwinge befestigt werden.

Steinbohrer

Steinbohrer haben eine aufgelötete Hartmetallplatte an ihrer kegelförmigen Spitze, da beim Bohren der Stein durch Schläge porös geschlagen wird. Steinboher sind somit widerstandsfähiger und zerspanen nicht das Material, sondern zerschlagen es.

Üblicherweise wird diese Bohrer-Art in Schlagbohrmaschinen oder Bohrhammern eingesetzt, um harte Materialien wie Beton, Stein oder Fliesen bearbeiten zu können. Steinbohrer können sowohl geschliffene als auch stumpfe Schneiden aufweisen.

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